Auge in Auge

Tipps fürs Vorstellungsgespräch

Sie ist da: Die Einladung zum Vorstellungsgespräch für den Traum-Job in der Traum-Firma. Doch Hilfe: Was, wenn du dich völlig blamierst? Das Falsche anhast oder Sachen sagst, die sich hinterher als dummes Zeug herausstellen? Knigge-Business-Coach Tilo Kühl-Schimmel erklärt, wie du beim Bewerbungsgespräch einen guten Eindruck machst.

 Mach dich schick!

1. Wirke gepflegt

In Jeans und T-Shirt zum Bewerbungsgespräch zu erscheinen, ist heute kein Ausschlusskriterium mehr. Fleckig, löchrig, zerknittert oder sichtlich abgetragen sollten die Kleidungsstücke aber nicht sein. Auch die Frisur sollte sitzen: Ein sorgfältig gebundener Zopf kommt besser an als eine offene Wallemähne, kurze Haare wirken frisch frisiert am besten. Bartträger sollten ihre Gesichtsfrisur noch einmal schneiden, Stoppeln im Gesicht sollten vor dem Vorstellungsgespräch gründlich rasiert werden. „Was immer noch ungern gesehen wird, ist der Drei-Tage-Bart“, sagt Tilo Kühl-Schimmel.

 

2. Sei kein Weihnachtsbaum

Mit Blingbling kannst du auf dich aufmerksam machen – oder dein Gegenüber irritieren. Empfohlen wird deshalb: höchstens drei Schmuckstücke für Männer, maximal fünf für Frauen. Uhren, auffällige Brillen und auffällige Gürtelschnallen werden dabei genauso mitgezählt wie Eheringe. Ein Paar Ohrringe zählt als ein Schmuckstück, nicht als zwei einzelne. In einigen Fällen sind sichtbare Tattoos und Piercings noch immer ungern gesehen, zum Beispiel bei vielen Banken. Bei Polizisten und Soldaten sind im Dienst sichtbare Tattoos und Piercings komplett tabu. Verdeckt getragener Körperschmuck darf keinen politisch extremen, sexuell diskriminierenden oder gewaltverherrlichenden Inhalt haben.

 

3. Wähle den Fokus

Wenn auffällige Klamotten ein Teil von dir sind, dann musst du nicht darauf verzichten. Allerdings solltest du dich für ein Teil entscheiden. Zum Beispiel für das Shirt mit Leopardenmuster – oder die Lederhose. Frauen dürfen mit ihrer Kleidung Körperteile betonen. Aber auch hier gilt: Entscheide dich! Entweder kurzer Rock – oder tiefes Decolleté – oder Rückenausschnitt. Trage niemals mehr als eins davon auf einmal.

 

4. Suit up

Wenn es Anzug oder Kostüm sein soll (viele Banken zum Beispiel fordern diese noch von Bewerbenden): Pass auf, dass alles gut sitzt und zusammenpasst. Schuhe und Gürtel sollten die gleiche Farbe haben, die Krawatte mit Hemd und Anzug harmonieren. Dann steht dennoch die Entscheidung aus, ob es eine ganz klassische Variante sein soll oder eine modische. Modische Herrenanzüge zum Beispiel haben verhältnismäßig kurze Hosenbeine, unter denen als Statement gern bunte Socken getragen werden. Was besser ankommt, ist schwer vorherzusagen, sagt Tilo Kühl-Schimmel: „Es kommt auf den Filialleiter an. Ob der sagt, das ist ein cooler Typ, der passt perfekt zu uns – oder ob er sagt, das passt gar nicht.“

 

Benimm dich!

1. Keep Smiling

„Es macht immer etwas aus, ob Bewerberinnen und Bewerber ein Lächeln auf den Lippen tragen und einen freundlichen Blick haben“, sagt Tilo Kühl-Schimmel. Auch Reden über Positives kommt gut an, Jammern, Schimpfen und Beschwerden wollen Chefs und Personaler nicht hören. Antworte deshalb positiv auf Fragen nach der Anfahrt, der Parkplatzsuche oder Ähnlichem. Gib von dir selbst nur Gutes preis, lästere nicht über Andere. Politik und Religion sind No-go-Themen. Sollten sie dennoch zur Sprache kommen, halte dich freundlich zurück.

 

2. Sei pünktlich

Zu spät zu kommen, ist ein Killer. „Das wird sich in Deutschland auch heute und morgen nicht ändern“, sagt Tilo Kühl-Schimmel. Sollte auf dem Weg zum Gespräch alles schieflaufen, sodass du doch zu spät dran bist: Ab der ersten Minute Verspätung ist ein Entschuldigungsanruf Pflicht. Keine E-Mail, keine Whatsapp-Nachricht, sondern ein Telefonat. Zu zeitig kommen, kann das Personal der Wunschfirma aber in Verlegenheit bringen. Deshalb: nie mehr als eine Viertelstunde zu zeitig da sein und im Fall der Fälle lieber noch eine Runde um den Block gehen.

 

3. Sei du selbst

Auf gutes Benehmen und angemessene Kleidung achten, ja. Aber du solltest dich nicht völlig verstellen, denn irgendwann wird es auffallen. Außerdem geht es den Chefs und Personalern beim Bewerbungsgespräch vor allem darum zu sehen, wie gut du ins Unternehmen und zur Position passt. Und möchtest du wirklich erst im Laufe der Arbeit merken, dass dieser Job nichts für dich ist? Auch wenn du im Bewerbungsgespräch sehr aufgeregt bist, hilft es, das ehrlich zu sagen. Das wirkt sympathisch und schmeichelt der Firma, sagt Tilo Kühl-Schimmel.

 

4. Keine Selbstbedienung

Vorsicht, Falle! Du wirst in den Raum gebeten, darin befindet sich eine Bar mit Gläser und Flaschen. „Bitte bedienen Sie sich!“, wirst du aufgefordert. Tilo Kühl-Schimmel rät: Finger weg! Nimm dir niemals selbst Getränke. „Vielen Dank, vielleicht komme ich später darauf zurück“, ist an dieser Stelle die richtige Antwort. Wenn einige Minuten des Bewerbungsgespräches vergangen sind, wird dir schließlich erneut ein Getränk angeboten. Nun darfst du dir dankend einschenken lassen.

 

5. Auch Kleinigkeiten zählen

In dem Getränkeangebot steckt noch ein weiterer Trick: Die Leute in deiner Traumfirma werden jetzt ganz genau schauen, wie du das Glas hältst. Richtig ist, es am Stiel zwischen Daumen, Zeige- und Ringfinger zu nehmen. Aber auch andere Kleinigkeiten werden beobachtet, um daraus zu schließen, wie gut deine Umgangsformen sind. Deshalb: Nimm den Kaugummi vor dem Gespräch raus. Setz dich niemals unaufgefordert, wenn dir kein genauer Platz gezeigt wird, frag nach, welcher dein Stuhl ist. Warte auch mit dem Händedruck, bis dir die Hand gereicht wird – und steh dabei auf. Der Händedruck ist außerdem eine Möglichkeit, positiv aufzufallen: „Eine leicht angedeutete Verbeugung beim Händedruck macht Eindruck“, sagt Tilo Kühl-Schimmel.

 

Der Experte:        

Tilo Kühl-Schimmel ist einer der Geschäftsführer der Tanzschule Köhler-Schimmel. Er arbeitete zunächst als Assistenztanzlehrer, seit 1997 als Tanzlehrer. 2008 erwarb er das Zertifikat des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbands, um Anti-Blamier-Kurse für Jugendliche zu geben. Seit 2009 führt der „Arbeitskreis Umgangsformen International“ ihn als Business-Knigge-Coach. Seitdem gibt Tilo Kühl-Schimmel Benimm-Kurse für Jugendliche und Erwachsene. Er schult Führungskräfte, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Firmenangestellte in Fragen der richtigen Kleidung und des korrekten Verhaltens auf Arbeit vom Telefonieren über Smalltalk bis hin zum Geschäftsessen. 

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(shutterstock)
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