Kein Platz für Angst

Tipps gegen Prüfungsangst

Schweißnasse Hände, Herzrasen, Blackout – jeder von uns hat wohl in seinem Leben bereits das ein oder andere Mal mit Prüfungsangst zu tun gehabt. Denn diese ereilt uns alle mehr oder weniger,  egal ob bei Klausuren, Referaten, öffentlichen Auftritten oder Vorstellungsgesprächen. Dass das Ganze sehr menschlich ist und was man dagegen unternehmen kann, hat die Diplom-Psychologin Tina Horlitz der Redaktion von „mach was!“ erklärt.


Was ist Prüfungsangst?

„Prüfungsangst kennt wohl jeder“, darüber klärt Diplom-Psychologin Tina Horlitz direkt zum Einstieg auf. Und sie muss es wissen, immerhin ist sie verantwortlich für die psychologische Beratung von Studierenden beim Studentenwerk Chemnitz-Zwickau. Abhängig von Lebensumständen oder individuellen Erfahrungen kann Prüfungsangst jeden in Situationen ereilen, in denen er sich in irgendeiner Form öffentlich selbst präsentieren soll. Obwohl die Hintergründe komplex sind, kann Tina Horlitz zwei wesentliche Gründe für Prüfungsangst benennen: „Einmal hat man natürlich Angst vor dem Blick des Prüfers, der einen bewerten soll, und somit mehr weiß als man selbst“, so Horlitz: „Und außerdem gibt es noch den sozialen Aspekt, bei dem es dann etwa bei Vorträgen die vereinten Augen der Klasse sind, die einen beobachten.“ Äußern kann sich Prüfungsangst einerseits körperlich, also zum Beispiel in schwitzigen Händen, durch Zittern, einem Engegefühl im Hals oder Herzklopfen, und auch mental, etwa in Form von Blackouts. „Bei vielen Menschen wandelt sich eine Situation der Herausforderung schnell in eine Überforderung“, so die Psychologin. Und diese mündet dann eben in jener „Prüfungsangst“.

Vor allem im Studium ist diese Angst oft der Auslöser für einen noch gefährlicheren Impuls: Der, die Situation lieber zu  vermeiden, sich also von einer nahenden Prüfung im letzten Moment wieder abzumelden. Bei Schülern ist das oft nicht möglich – ein guter Grund, um sich bereits vor dem Studium mit Lösungsstrategien gegen die Prüfungsangst auseinanderzusetzen.

 

Das hilft gegen Prüfungsangst

Grundsätzlich gilt: Um dieser Ängste Herr zu werden, sollte man sich frühzeitig mit anstehenden Prüfungen befassen, um Zeit und Ressourcen gut einzuteilen, rät Tina Horlitz. Das sind ihre sieben Tipps gegen Prüfungsangst: 


Langfristige Strategien:

1. So früh wie möglich anfangen.

Und zwar mit allem, mit der Zeitplanung und auch mit der Auseinandersetzung mit dem Stoff. Für die Zeitfrage am besten  einen Kalender vornehmen und sich damit bewusst machen, wie viele Monate vor der Prüfung noch bleiben. Dort dann die Tage wegstreichen,  an denen man sich definitiv nicht mit Lernen beschäftigen kann – so sieht man frühzeitig, wie viel Zeit einem tatsächlich zur Verfügung steht. Das Gleiche funktioniert auch mit einem exemplarischen Wochenkalender, der für eine durchschnittliche Woche steht. Dort notieren: Wann stehe ich auf? Wann kann ich besonders gut lernen? Das hilft dabei, mehr über sich selbst zu erfahren und seinen Lernalltag besser zu strukturieren – und das langfristig.

2. Die passenden Lernstrategien wählen.

Immer zunächst anschauen, wofür Du eigentlich lernst und welche Strategien dafür am besten sind. Musst Du Vokabeln lernen, hilft Wiederholung am besten, bei anderen Lerninhalten sind bestimmte Gedächtnisstrategien von Vorteil. Nur mit der richtigen Lernmethode kannst Du das beste Ergebnis erzielen. 

3. Hole Dir Unterstützung.

Auch wenn manche Menschen am besten allein lernen können, ist es nicht verwerflich, sich Unterstützung zu suchen. Hierbei ist es egal, ob man innerhalb einer Lerngruppe das Lernen selbst organisiert oder ob man sich Hilfe bei Lehrern, den Eltern oder Beratungsstellen sucht.

4. Was steckt dahinter?

Oft versteckt sich hinter vermeintlicher Prüfungsangst auch ein ganz anderer Hintergrund: Zukunftsängste etwa, wenn Du zum Beispiel noch nicht genau weißt, was nach der Schule auf Dich wartet. Auch Studierende im vierten, fünften Semester wissen manchmal nicht, wo es konkret hingehen soll. Es ist wichtig, dass Schüler sich das vor Augen halten: Diese Unsicherheit ist normal. Hier hilft ein Austausch mit anderen, etwa älteren Studierenden, Geschwistern oder Eltern.

5. Du lernst für das Leben.

Was wie ein Kalenderspruch klingt, ist tatsächlich wahr: Mache Dir bewusst, dass Du nicht nur für die Prüfungen in der Schule oder an der Uni lernst, sondern auch für Dich selbst. Lernen heißt nicht nur „Leistung erbringen“ – wenn Du Dir das vor Augen hältst, mindert das den Druck.

 

Kurzfristige Strategien:

6. Entspann Dich!

Klingt erstmal leichter gesagt als getan, hilft aber ungemein, wenn Dich kurz vor der Prüfung die Panik packt. Bestimmte Entspannungs- oder Atemübungen helfen dabei, Deinen Körper wieder etwas herunterzufahren und Dich für die Prüfung zu wappnen.

7. Was ist das Schlimmste, was passieren kann?

Wenn gar nichts anderes hilft, ist es manchmal gut, sich den Ausgang der Situation vor Augen zu führen und zu fragen: Was kann denn nur passieren? Und ist eine nicht bestandene Prüfung wirklich so katastrophal? Oft siehst Du so, dass ein eventueller Misserfolg weniger schlimm ist, als Du zunächst denkst – und eine unangenehme Situation lässt sich umbewerten.

Tina Horlitz absolvierte an der TU Chemnitz ein Diplomstudium der Psychologie und spezialisierte sich dort auf Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie. Seit 2016 betreut sie am Studentenwerk Chemnitz-Zwickau die psychologische  Beratungssprechstunde für den Standort Chemnitz, seit 2017 zusätzlich Zwickau. Dort können sich alle eingeschriebenen Studierenden kostenlos beraten lassen.

Text: lkü

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