Sei Du Selbst!

Wie du beim ersten Kennenlernen punktest

Was sich Personalverantwortliche von ihren künftigen Azubis wünschen

Manche Tipps für den Bewerbungsprozess lesen sich ziemlich theoretisch. Deshalb hat die Redaktion von „mach was!“ Personalverantwortliche von Ausbildungsbetrieben in der Region gebeten, ihre Erwartungen an Bewerber*innen und künftige Auszubildende zu formulieren – und das möglichst konkret. So gibt es auf dieser Seite Hinweise zu den Bewerbungsunterlagen, zu Tunneln in den Ohren oder langen Haaren. Kleiner Spoiler: Die Personaler wollen, dass du dich nicht verstellst. Also: Sei du selbst im Bewerbungsprozess!

 

Sparkasse Vogtland, Plauen

Gefragt: Yvonne Feustel, Mitglied im Vorstandsstab. Die Sparkasse Vogtland hat derzeit 17 Auszubildende, jährlich kommen im Durchschnitt fünf, manchmal auch bis zu zehn neue hinzu.

Ausbildungsberufe: Bankkaufleute, Bachelor of Arts Bank

Wie geht’s zum Vorstellungsgespräch? Grundsätzlich haben wir kein fixes Bild, was das Vorstellungsgespräch zum Guten oder zum Schlechten entscheidet. Trotzdem ist es uns wichtig, dass die Bewerber*innen ein gepflegtes äußeres Erscheinungsbild besitzen. Wichtig ist es auch, dass die Bewerber*innen selbstbewusst, offen und freundlich auftreten. Von der Kleidung her gibt es nur eine Grundregel: Man sollte seine Kleidung nach dem aktuellen Kleidungsstandard in der Sparkasse auswählen. Das heißt in unserem Fall: „Business Casual“. Bei Frauen und Männern sind einfarbige Jeans und Stoffhosen ohne Löcher zu einem Blazer bzw. Jackett oder einer Bluse/einem Hemd gern gesehen. Röcke sollten nicht zu knapp sein, das Gesamt-Outfit nicht zu freizügig. Bei Frisuren, Accessoires und Make-up gilt: weniger ist mehr.

Was ist mit Körperschmuck wie Piercings oder Tatoos? Im Beruf des Bankkaufmannes bzw. der Bankkauffrau wird – vom Unternehmen und auch von Kund*innen – ein sehr klassisches Erscheinungsbild vorausgesetzt. Auch wenn sich das Verständnis dafür über die Zeit sehr gewandelt hat und immer offener wird, ist das Thema Tattoos und Piercings nach wie vor eher ungern gesehen. Sichtbare Tattoos müssen überdeckt werden, sei es mit Kleidung oder abdeckendem Make-up. Piercings sollten rausgenommen werden. Normale Ohrstecker sind natürlich in Ordnung, Tunnel hingegen nicht. Körperschmuck ist natürlich kein ausschlaggebender Punkt, ob ein*e Bewerber*in charakterlich für eine Ausbildung infrage kommt – aber eben in der Außenwirkung sehr wichtig. Sollte ein*e Bewerber*in im Vorstellungsgespräch sichtbaren Körperschmuck tragen, werden wir ihn/sie auf jeden Fall darauf ansprechen. 

 

Weck+Poller Holding,  Zwickau

Gefragt: Kai-Uwe Schulz, Personalverantwortlicher beim Logistikunternehmen Weck+Poller in Zwickau. Das Unternehmen bildet derzeit 48 Azubis und eine Studentin aus und sucht jährlich 15 bis 20 Nachwuchskräfte.

Ausbildungsberufe: Berufskraftfahrer*in, Fachkraft für Lagerlogistik, Fachlagerist*in, Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistungen, Kaufleute für Büromanagement, Industriekaufleute, Maschinen- und Anlagenführer*in, KFZ –Mechatroniker*in

Was erwarten Sie von Bewerber*innen? Das Erste, was man von potentiellen Auszubildenden sieht, ist immer die Bewerbung. Deshalb ist das Bewerbungsschreiben natürlich enorm wichtig: Es sollte sauber und leserlich sein, die Rechtschreibung stimmen und inhaltlich durch Offenheit und Ehrlichkeit punkten. Im Anhang die letzten Zeugnisse, die natürlich auch eine wichtige Rolle spielen.

Wie geht’s zum Vorstellungsgespräch? Zum Vorstellungsgespräch sollte man immer angemessen erscheinen. Also ein*e  Berufskraftfahrer*in muss nicht im Anzug erscheinen, ebenso sind aber auch Jogginghosen nicht vorteilhaft. Insgesamt geht es um ein gepflegtes Äußeres:  saubere Hände und Fingernägel sowie gewaschene Haare sind Grundvoraussetzung. Ich persönlich wünsche mir Bewerber*innen, die sich nicht verstellen. Sie sollen zeigen, wie sie wirklich sind, und mit offenen Karten spielen.

Was ist mit Körperschmuck wie Piercings oder Tatoos? Vieles ist Geschmackssache, manches abhängig vom gewünschten Beruf. Wenn sich alles im „normalen Rahmen“ bewegt, ist dagegen nichts zu sagen. Im Arbeitsleben gilt es aber, arbeitsschutzrechtliche Vorschriften und die Hygiene zu beachten. Deshalb müssen Schmuck oder Piercings meistens abgelegt werden.

 

Stadt Chemnitz

Gefragt: Nico Schaarschmidt, Ausbildungsleiter bei der Stadt Chemnitz. Die Stadtverwaltung bildet derzeit 167 Azubis und Studierende aus, hinzu kommen 30 Anwärter*innen bei der Berufsfeuerwehr. Jährlich sucht die Stadt Chemnitz 50 bis 70 neue Azubis, abhängig vom künftigen Bedarf.

Ausbildungsberufe: Verwaltungsfachangestellte, Kaufleute für Büromanagement, Bachelor of Laws (LL.B.): Gehobener allgemeiner Verwaltungsdienst, Sozialpädagog*innen, Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (Bibliothek), Notfallsanitäter*innen, Erzieher*innen, Gärtner*innen, Geomatiker, IT-System-Elektroniker, Brandmeisteranwärter, Brandoberinspektoranwärter*innen u.a.

Was erwarten Sie von Bewerber*innen? Sicher haben sich die Stile und Erscheinungsbilder in den letzten
Jahren verändert, dennoch gilt für das Bewerbungsgespräch weiterhin: Der erste Eindruck zählt! Insofern wünschen wir uns, dass am Erscheinungsbild der Bewerber*innen erkennbar ist, dass sie sich auf das Gespräch vorbereitet haben, ein tatsächliches Interesse für den Beruf besteht und sie einfach dem Anlass entsprechend gekleidet und gepflegt zum Gespräch erscheinen. Dabei sollten sie stets auch im Blick haben, dass man sich für eine Stelle im Öffentlichen Dienst bewirbt und damit auch schon in der Ausbildung als Mitarbeiter*in der Stadt Chemnitz auftritt. Nicht zu unterschätzen ist hierbei auch die Authentizität der Bewerber*innen.

Wie geht’s zum Vorstellungsgespräch? Das ist heute angesichts der kulturellen Diversität in einer modernen Gesellschaft nicht pauschal zu beantworten. Wir erwarten, dass sich die Bewerberinnen und Bewerber selbst im Vorhinein zu diesen Themen ihre eigenen Gedanken machen und uns ganz bewusst durch ihr Auftreten ihre Überlegungen, Wertungen und Entscheidungen zeigen bzw. zum Ausdruck bringen.

Was ist mit Körperschmuck wie Piercings oder Tatoos? Wichtig sind die geltenden Standards des Arbeitsschutzes. Besondere Voraussetzungen bestehen bei den feuerwehrtechnischen Berufen: Hier ist beispielsweise vorgegeben, dass keine Tattoos im Gesichts-, Hals- und Handbereich vorhanden sind.

 

TU Bergakademie Freiberg

Gefragt: Isabel May und Carolin Herrmann, Personalsachbearbeiterinnen an der TU Bergakademie Freiberg. Nicht nur als Studieneinrichtung, auch als Ausbildungsbetrieb ist die TU aktiv – mit derzeit 15 Azubis. Je nach Bewerberlage stellt die Bergakademie jährlich fünf bis sieben Azubis neu ein.

Ausbildungsberufe: Berg- und Maschinenleute (Vortrieb und Gewinnung), Chemielaborant*inen, Elektroniker*innen für Geräte und Systeme, Fachinformatiker*innen (Systemintegration), Industriemechaniker*innen, Kaufleute für Büromanagement, Verfahrenstechnolog*innen Metall (Stahlumformung), Verwaltungsfachangestellte, Werkstoffprüfer*innen (Metalltechnik) u.a.

Wie geht’s zum Vorstellungsgespräch? Zu den Vorstellungsgesprächen sollten die Bewerber*innen im Allgemeinen „gepflegt“ und dem öffentlichen Dienst angemessen erscheinen. Es gibt keine bestimmten Kleidungsstücke, die gefordert wären (z. B. Anzug oder Blazer).

Was ist mit Körperschmuck wie Piercings oder Tatoos? Je nach Ausbildungsberuf könnten sich auffällige Tattoos oder Piercings nachteilig für Bewerber*innen auswirken, insbesondere bei Verwaltungsfachangestellten, weil hier im Beruf häufig Bürger*innen-/Kund*innenkontakt erforderlich ist.

 

Elektro Blitz Kirchberg

Gefragt: Jörg Eißmann, als Elektrikermeister seit 30 Jahren selbstständig, davon die letzten 20 Jahre im Bereich der Erneuerbaren Energien. Sein Unternehmen mit fünf Mitarbeitern bildet derzeit einen Azubi aus. 

Ausbildungsberufe: Elektroniker Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik (betriebliche Spezialisierung auf Solar, erneuerbare Energien und Blitzschutzbau)

 

Was erwarten Sie von Bewerber*innen? Am wichtigsten für mich ist, dass sich die Bewerbenden mit Beruf und Betrieb auseinandergesetzt haben und ehrlich zu sich selbst sind, ob es wirklich etwas für sie ist. Bewerber*innen sollen mir ungekünstelt vermitteln können, dass sie sich wirklich für die Ausbildung bei mir interessieren – und warum das so ist.

Wie geht’s zum Vorstellungsgespräch? Ich wünsche mir, dass Bewerbende einen ordentlichen Eindruck machen und „sortiert“ wirken. Das geht bei ordentlich abgehefteten Bewerbungsunterlagen los. Bei Kleidung, Styling, Frisuren etc. und bei ihrem Auftreten können die Bewerber*innen sie selbst sein: Ich lege keinen Wert auf Schlips und Kragen, ich gehe selbst in sportlicher Kleidung zum Kunden. Aber ich wünsche mir ein ordentliches Erscheinungsbild. Dazu gehören zum Beispiel Sauberkeit und Hosen ohne Löcher – ob kaputte Hosen mit Löchern gekauft wurden oder ob sie alt sind, kann ich nämlich nicht unterscheiden.

Was ist mit Körperschmuck wie Piercings oder Tatoos? Der Nachwuchs kann seine individuelle Note mitbringen, weil wir ein bunter Haufen sind. Viele Tattoos und Piercings sowie lange Haare bei Männern sind also okay, solange das Gesamterscheinungsbild passt, also die Haare und die restliche Person gepflegt sind.

 

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Foto: pexels@cottonbro

 

 

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