Junge Sozial Engagierte

Diese beiden verbreiten ansteckendes Engagement

 Seit sie 13 ist, sammelt eine Chemnitzerin Spenden für Obdachlose  

Wer glaubt, junge Menschen können nichts bewirken, der musste sich in der jüngeren Vergangenheit immer mal wieder eines Besseren belehren lassen. Von Schweden aus startete Schülerin Greta mit ihrem Schulstreik eine globale Bewegung junger Menschen zum Thema Klimaschutz. Auch bei uns in Sachsen gibt es junge Vordenker, die sich für das Wohl anderer engagieren. Vor unserer Haustür – in Chemnitz – kümmert sich Janice Schmelzer um das Schicksal von Obdachlosen. Auch sie gewinnt Nachahmer.

Für Janice Schmelzer gab es ein Schlüsselerlebnis vor gut drei Jahren: Als sie mit ihrer Familie das Weihnachtsshopping erledigte, sah sie einen Obdachlosen: „Warum gehe ich einkaufen, wenn dort ein Mensch sitzt und friert“, fragte sie sich – und spendierte dem Hilfsbedürftigen einen Kaffee und eine Bratwurst. Ein Lächeln war der Dank: „Seitdem interessiere ich mich für das Schicksal von Wohnungslosen und versuche zu helfen.“ Sie fragte bei Chemnitzer Initiativen, was sie tun könnte: Vor allem Hygieneartikel oder Fertiggerichte, im Winter natürlich auch warme Kleidung, Schlafsäcke oder Decken wären hilfreich, erfuhr sie. All das müsste von Spendengeldern gekauft werden. Also beschloss Janice, künftig ihr Taschengeld und Geldgeschenke aus der Verwandtschaft genau dafür zu verwenden: Seife kaufen, Handschuhe oder 5-Minuten-Terrinen, Zahncreme oder Sonnenschutz, Aufgieß-Getränke und Dosensuppen. 

Seit drei Jahren geht das jetzt so. Janice spendet ihr eigenes Geld und sammelt das von Fremden oder Bekannten ein. Ein Hilfsverein ist dafür entstanden: Der Spendensparschwein Rosalie e.V. Der Verein und die ganze Aktion sind nach ihrem rosa Sparschwein benannt – das „zweite Gesicht“ hinter der Initiative. Gemeinsam besuchen Janice und ihr Sparschwein regionale Obdachlosen-Einrichtungen, fragen, wo sie helfen können, lassen sich die Geschichten der Menschen erzählen: „Was ich gelernt habe: Egal, wie erfolgreich man im Beruf oder wie glücklich man im Familienleben ist – es kann jeden treffen. Ein, zwei echte Schicksalsschläge können ausreichen, dass man auf der Straße landet.“ Aus dieser Erfahrung heraus hilft Janice weiter.

 

Ansteckendes Engagement

Ihr Engagement sorgt für Aufmerksamkeit. Janice spricht mit Journalisten oder wird für Preise nominiert. Manchmal gewinnt sie, wie 2020 den Katarina von Bora-Nachwuchspreis für weibliches Engagement, den die Stadt Torgau verleiht.  Manchmal reicht es für das Finale wie beim bundesweiten KIKA-Award ebenfalls 2020. Aber egal: Jeder Augenblick, den sich Menschen mit „ihrem“ Thema beschäftigen, zählt. Weil daraus neues Engagement, neue Hilfe werden kann für Menschen in Notlagen.

So wie bei Michelle Seifert. Die 18-jährige Lugauerin ist Gründerin der Erzreporter, einer Gruppe jugendlicher Journalisten im Erzgebirge. Sie lernte Janice kennen, erfuhr von ihrem Engagement – und beschloss, auch selbst etwas zu tun. Finanzielle Unterstützung fürs Spendensparschwein Rosalie war das eine. Doch die Erzgebirglerin hatte noch eine andere Idee: Wie wäre es, Schlafkapseln zu entwickeln, in denen Menschen ohne Obdach die Nacht verbringen können? Gemeinsam mit zwei Geschäftspartnern aus Aachen und Österreich hat sie bereits ein Konzept ausgearbeitet. Die Schlafkapseln sollen aus Upcycling-Materialien wie beispielsweise umgebauten Schrottautos hergestellt werden. Studierende der Fachhochschule für Angewandte Kunst in Schneeberg sollen erste digitale Prototypen entwickeln. Später könnten auch alte Schiffscontainer zu kleinen Wohnungen umgebaut werden. 

Janice freut sich über jede Unterstützung – und muss derzeit überlegen, wie es mit ihrem Herzensprojekt weitergeht. Bald macht sie Abitur, danach wäre ein Studium in den USA einer ihrer Träume. Lässt sich das mit dem Spendensparschwein Rosalie verbinden? Bestimmt, wenn bis dahin genügend andere Leute mitmachen. 

 

 

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Text & Fotos: KIKA, Georg Ulrich Dostmann

 

 

 

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Janice übergibt die Hilfspakete