5 Fragen an zwei angehende Assistenzärzte

Jan und Roman beantworten Fragen zum Alltag als Mediziner

Beim Thema 'Berufe im Krankenhaus' denken die meisten wohl direkt an Ärtinnen und Ärzte. Gute Noten, langes Studium ... Aber wie sieht ein Arbeitstag in diesem Beruf eigentlich tatsächlich aus? Jan und Roman sind zwei angehende Assistenzärzte. Sie haben exklusiv mit der 'mach was!'-Redaktion gesprochen und geben uns einen Einblick in den Krankenhausalltag. Gemeinsam räumen sie mit dem ein oder anderen Vorurteil auf und geben Tipps dazu, was man vor einem Medizinstudium beachten sollte.

 

1. Welche falschen Vorstellungen haben Andere von eurem Beruf?

A: Viele denken, nur weil du Mediziner*in bist, kennst du dich in jedem Fachbereich aus. Du bist am Ende deiner Ausbildung Facharzt / Fachärztin, also sehr spezialisiert. Ein*e Gynäkolog*in kann keinen Hirntumor operieren. Auch die neu aufgetretene Hauterscheinung kann ein*e Neurolog*in nicht immer zweifelsfrei diagnostizieren. Das gilt umso mehr für junge Mediziner*innen.

B: Ein Hauptteil deiner Arbeit ist administrativ, nicht direkter Patientenkontakt.

C: Alle Ärzt*innen werden reich. Das ist schon lange nicht mehr richtig und das verhältnismäßig hohe Jahreseinkommen kommt von einer Summe aus Diensten, Arbeitsstunden und Schichtarbeit.

D: Alle, die Medizin studieren wollen, müssen ein Abi mit 1,0 haben, und alle die ein solches Abitur haben, sollten Medizin studieren. Gerade nach der Reformation der Studienzulassung gibt es viele neue Möglichkeiten für Quereinsteiger*innen und Medizin hat mit mehr, als nur mit guten schulischen Leistungen zu tun.“

 

2. Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei euch aus?

„Allgemeiner Stationsarbeitstag im Krankenhaus:

7.30 Beginn: Frühbesprechung

8.00 bis 9.00 Visite: D.h. Ich gehe zu jedem Patienten / jeder Patientin, mache mir ein Bild und passe die Therapie dem aktuellen Stand an

9.00 bis 12.00 Kurvenvisite: Tatsächliches Ausarbeiten des bei der Visite besprochenen Vorgehens

12.00 bis 12.30: Idealerweise Mittagspause

12.30 bis 16.30: Weiterhin Kurvenvisite und Arztbriefe schreiben

16.30 bis 17.00: Nachmittagsbesprechung und Übergabe

Nach 17.00 Aufarbeiten der liegengebliebenen Arbeit des Tages und danach Feierabend

 

Parallel zu der Struktur läuft der ganz normale Stationsalltag:

Notfälle, Aufnahmen neuer Patienten, Gespräche mit Angehörigen, Operativer Alltag (wenn man in einem operativen Fach arbeitet), Konsile, Einholen von Patienteninformationen von niedergelassenen Kollegen/innen.“

 

3. Was gefällt euch am besten und am wenigsten gut an eurem Beruf?

A: Es ist allgemein ein sehr vielseitiger Beruf, sowohl inhaltlich in den verschiedenen Fachbereichen, als auch in der Art der Arbeit, z.B. operativ/konservativ.

Man sitzt nicht den ganzen Tag am Schreibtisch. Der Beruf lebt davon, sich in seinem Team, sowohl pflegerisch, als auch ärztlich, sowohl im eigenen, als auch in fremden Fachbereichen, permanent auszutauschen.

B: In vielen Bereichen herrscht immer noch eine große Arbeitslast besonders für junge Kolleg*innen. Oft wird es da schwer mit einer “work-life-balance". Gerade weil man sich den Patient*innen gegenüber verantwortlich fühlt, bleibt man länger bis in den Abend hinein. Außerdem wird eine entsprechende Bereitschaft, Überstunden aufzubauen, nicht nur gerne gesehen, sondern oft sogar gefordert bzw. verherrlicht.“

 

4. Wie wird man Arzt / Ärztin? Welche Voraussetzungen muss man mitbringen?

„Man muss hauptsächlich Geduld und Fleiß mitbringen oder sich unterwegs aneignen. Eine dicke Haut hilft einem nicht nur durch das Studium, sondern auch danach im Umgang mit Kollegen*innen und Patient*innen. Außerdem darf man nicht davor zurückschrecken, unangenehme Tätigkeiten auszuführen, die einen sowohl körperlich, als auch seelisch belasten können.

Eine gewisse soziale Ader und Empathie sollten beim Umgang mit den Patient*innen auch nicht fehlen.“

 

5. Was würdet ihr jedem mit auf den Weg geben, der sich für den Beruf des Arztes / der Ärztin interessiert?

„Bevor man sich für einen Studienplatz bewirbt, lohnt es sich definitiv ein Praktikum in einem Krankenhaus zu machen. Das kann im Zuge eines FSJ passieren, oder auch einfach als kurze Hospitation. Es ist wichtig, einen Einblick in den Arbeitsalltag zu gewinnen, um zu entscheiden, ob man sich in diesem Feld wohl fühlt. Es lohnt sich auch immer, mit den Assistenzärzt*innen zu sprechen und ihnen alle Fragen zu stellen, die man über den Beruf hat. Diese sind schließlich aktuell in dieser Situation.

Vor Beginn des Studiums sollte man auf jeden Fall klären, ob man das “klassische” Studium oder einen Modellstudiengang bevorzugt und sich über die entsprechenden Zulassungskriterien der verschiedenen Universitäten informieren (TMS, Praktika, usw).

Zu einem Beruf gehören immer nicht nur der Inhalt, sondern auch die Rahmenbedingungen des Arbeitslebens. Ist man sich derer bewusst und möchte das Fach trotzdem angehen, ist man mit Sicherheit gut in der Medizin aufgehoben.“

 

Zusatzfrage: Wie hat sich euer Beruf durch die Corona-Pandemie verändert?

„Das ist schwierig zu beantworten. Gerade im Krankenhaus haben sich viele Abläufe geändert. Besonders, wenn man mit Covid-Erkrankten zu tun hat, ist man ständig mit Ein- und Auskleiden der Schutzausrüstung beschäftigt. Das kostet Zeit.“

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