Glücklich im Job

Wichtig ist ein Beruf, der zum eigenen Charakter passt

Beruf und Mensch sind wie Hund und Herrchen, sie passen entweder im Wesen zusammen oder einer zerfleischt früher oder später das Sofakissen. Ein Merkmal, das bei Menschen besonders ins Auge sticht, ist der Unterschied zwischen extravertierten und introvertierten Charakteren. Wer gern in sich selbst gekehrt lebt, wird als Motivationscoach schlechte Karten haben. Jemand, der den Kontakt mit Menschen braucht, versauert sicher im Museumsarchiv. Es lohnt also, einmal genauer in sich selbst zu horchen und auf den vermeintlich passenden Job zu schauen.

 

Was'n das?

Die Begriffe Introversion und Extraversion gehen auf den Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung und seine Psychologische Typologie zurück. Sie wurden von ihm als gegensätzliche Wesensarten der Wahrnehmung, des Denkens und Fühlens sowie der Intuition beschrieben, wonach die meisten Personen eher zu der einen oder der anderen Haltung neigen. Die Abstufung erfolgt aber graduell von normal bis stark.

Extraversion zeichnet sich durch eine nach außen gewandte Haltung aus. Extravertierte Charaktere empfinden den Austausch und das Handeln innerhalb sozialer Gruppen als anregend. Introvertierte Menschen sind im Gegensatz dazu nicht, was man im alltäglichen Gebrauch schüchtern nennt (die gibt es auch unter Extravertierten). Vielmehr beschreibt Introversion eine Wendung von Aufmerksamkeit und Energie auf das eigene Innenleben und das Bedürfnis nach Zeit für sich selbst.

Für deine Berufswahl wirst du wahrscheinlich automatisch nach etwas suchen, das deinem Gemüt nahe liegt. Allerdings gibt es oft auch Überschneidungen und Ausrichtungen, die sich erst später als ungünstig erweisen. Bist du unsicher, ist natürlich ein Praktikum oder nahestehender Ferienjob eine gute Idee. Wir werfen im Folgenden aber schonmal einen kleinen Blick auf einige Berufsbilder, um die Einordnung deines Wunschberufs etwas zu vereinfachen.

 

Zwei Jobs für Introvertierte 

Instrumentenbauer 

Ein einzelnes Werkstück, das über Monate entsteht, ist sicher nicht jedermensch Sache. Für Instrumentenbauer ist das Hingabe zur Handwerkskunst. Der Handwerkszweig kennt viele Ausbildungsberufe, die sich meist auf eine Instrumentengattung spezialisieren – etwa Geigenbauer, Orgelbau oder Klaviermacher.

In einer Werkstatt wie aus der Zeit gefallen, treffen Fachkenntnis, Sorgfalt und Geschick aufeinander. Der Kundenkontakt ist nur ein kleiner Bestandteil des Berufs und sehr individuell. Musiker geben bei dir ihre geliebten Instrumente zur Reparatur ab oder - in den selteneren Fällen, geben sie ein Neues in Auftrag. Letzteres bildet die Höhepunkte dieses Berufs. Hier wird etwas geschaffen, das der Handschrift des Instrumentenbauers ebenso gerecht werden muss wie der der Musiker. Von der Auswahl des passenden Holzes bis zum Finden des für dich richtigen Lacks bestimmt jeder Arbeitsschritt den Klang des fertigen Produktes. 

Der Beruf ist ein Lehrberuf mit einer Ausbildungsdauer von drei Jahren. Das sächsische Vogtland mit seinem Musikwinkel bietet zahlreiche Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Instrumentenbau. 

 

Archivar

In Staats- und Stadtarchiven, Zeitungs- und Filmarchiven sowie in den Archiven von Museen, Kirchen, Verlagen oder Universitäten findest du deinen Arbeitsort als Archivar. Dort sammelst, bewertest, ordnest, erschließt und verwaltest du Dokumente, für uns oder für spätere Generationen. Du recherchierst zum Beispiel Herkunft, Datierung oder Verfasser und triffst am Ende die schwere Entscheidung, welche Dokumente aufbewahrt werden müssen und welche für Archive wertlos sind. Die übrigen machst du haltbar und katalogisierst sie, überwachst die Sicherheitsverfilmung oder Restaurierung wertvollen Materials.

Ganz allein bist du in deinem Archiv allerdings oft nicht. Dessen Nutzer wollen bei der Suche nach Material mitunter beraten werden oder geben Recherchen in Auftrag. Aber auch hier überwiegt der Einzelkontakt. Gegebenenfalls führt der Archivar auch Zeitzeugeninterviews, konzipiert Ausstellungen oder Publikationen. Häufig spezialisiert sich ein Archivar auf ein bestimmtes Fachgebiet. Systematisches Denken, Interesse an Geschichte und dem Sammeln von Informationen sind Voraussetzungen für den Beruf. Das Studium des Archivwesens an einer Fachhochschule dauert in der Regel drei Jahre.

 

Zwei Jobs für Extrovertierte 

Sozialarbeiter

Hier ist wirklich enger Kontakt mit den verschiedensten Menschen und Charakteren gefragt. Als Sozialarbeiter arbeitest du beispielsweise in Jugendämtern, in Beratungsstellen oder bei Jugendhilfen. Sie kommen zum Einsatz, wenn Menschen auf Hilfe angewiesen sind oder Betreuung in schwierigen Situationen benötigen. Das können einzelne Personen, oft aber auch Personengruppen oder Familien in belastenden Situationen sein, die beraten und betreut werden müssen und zwischen denen es zu vermitteln gilt.  Oft arbeiten Sozialarbeiter auch als Streetworker und betreuen Obdachlose auf der Straße. Für den Beruf solltest du auf jeden Fall psychisch belastbar sein – da du mit vielen Schicksalsschlägen von Menschen konfrontiert wirst – und offen im Umgang. Ein Vertrauensverhältnis erfordert letztlich auch, dass du dich auf dein Gegenüber einlässt und etwas von dir Preis gibst. Den Beruf des Sozialarbeiters erlernt man innerhalb erziehungswissenschaftlicher Studiengänge.

 

Kreuzfahrer

Gut, Kreuzfahrer ist nicht wirklich ein Beruf. Zusammengefasst sollen hier quasi alle Berufe stehen, die es auch in einem regen kleinen Touristenort gibt, denn nichts anderes ist so ein Kreuzfahrtschiff letztlich. Gefragt sind hier alle möglichen Fachkräfte von Fitnesstrainer über Musiker, Kosmetiker bis zu Kameraleuten oder Personal aus dem Gesundheitswesen. Auch skurrile Professionen wie „Casino Dealer“ oder „Undercover Comedian“ werden tatsächlich ausgeschrieben. Teils werden hier also Berufe mit Ausbildung oder Studium gefordert, teils einfach Talent, meist gute Englischkenntnisse. Allen gemeinsam ist jedoch die Anforderung, den Gästen des Schiffes ein guter Zeitvertreib zu sein, offen, ansprechbar und ja, auch gutgelaunt. Die Reise soll schließlich die beste Zeit ihres Jahres werden. Für dich ist es zwar Arbeit, oft über eine ganze Saison, soll aber nicht danach aussehen. Über Wochen auf engem Raum zu leben mit hunderten von Menschen und internationaler Crew, ist die Sache von extravertierten Charakteren. Belohnt wirst du mit der Welt, die du quasi nebenbei bereist.

 

Ein "Ja, aber..."

Informatiker 

Eigentlich das Klischee des Introvertierten ist der Informatiker, der fernab von Menschen, Sonnenlicht und frischem Obst in seinem Keller Codezeilen in den Rechner hackt. Teilweise richtig. Aber wenn du eine Arbeit suchst, die nicht von dir verlangt, in einem Team aufzugehen, ist der Beruf als Informatiker nur in manchen Fällen der richtige für dich. Denn hier sitzt du oft genau an der Schnittstelle zwischen Kunden und Inhaltserstellern. Die einen haben Bedürfnisse, die die anderen erfüllen sollen, und beide keine Ahnung, wie das dann auf den Monitor kommt. Da helfen nur gut abgestimmte Prozesse und Vorgaben. Sind die erstmal ausgehandelt, musst beziehungsweise darfst (hier scheiden sich introvertierte und extravertierte Geister) du für eine Weile mit dir, deinen Gedanken und dem Code allein sein. Aber dann warten wieder Tickets zum Abarbeiten und Meetings zum Meilensteine besprechen auf dich. Informatiker ist also nur zeitweise ein Rückzugsberuf und kann gerade in größeren Projekten sehr viel Kommunikationsbedarf mit sich bringen. Informatiker wirst du entweder über ein Studium der Informatik oder mit der Ausbildung zum Fachinformatiker.

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